Montag, 14.09.2020: auf dem Vildmarksvägen (bis Stekenjokk)
Bevor wir in die Wildnis aufbrechen, leeren wir noch einmal die Toilette und füllen Wasser auf. Das ist hier mit richtig Schlange stehen verbunden 😉
Der erste Weg führt uns in die Stadt, tanken und einkaufen.
Na dann. Auf in die „letzte Wildnis Europas“… Zurück nach Lövliden, am Campingplatz vorbei und auf der Straße entlang, die wir bei unseren Polarlichtfotos im Blick hatten.
Wir sehen wieder Schilder mit der „Odlingsgränse“ – der Grenze zwischen Rentier-Berggebieten und Landwirtschaftlicher Nutzung. Die Straße führt gut ausgebaut durch schöne Landschaft und Herbstfarben. Unser erstes Ziel ist Stalon. Dort soll es einen Aussichtspunkt geben. Vor uns biegt ein Wohnmobil am Schild ab und wir folgen ihm steil bergauf.
Es gibt einen Rastplatz, Man sieht die schnurgerade Stromtrasse. Die Schweden aus dem anderen WoMo machen Picknick, decken den Tisch mit Deckchen und Geschirr; wir laufen die Straße weiter aufwärts.
Oben sieht es aus wie eine Staumauer, ist aber eine recht kahle Hochebene. Später lesen wir, dass wir auf einem Flugplatz gestanden haben 😉
In der Ferne sind Berge zu sehen. Ein toller Weitblick! Der erste Wasserfall liegt am Weg. Wir steigen mit Kameras uns Stativ aus – und werden fast weggepustet.
Weiter geht’s entlang schöner Seen bis zum Trappstegsforsen. Der Wasserfall macht seinem Namen alle Ehre. Der Wechsel von Sonne und Wolken macht die Sache spannend für uns Fotografen.
Eigentlich gibt es auch einen Kiosk am Wasserfall, aber der ist geschlossen. Unser nächster Halteplatz ist eine kleine Halbinsel am See Kultsjön, ein Anglerrevier mit Parkplatz, Booten, Grillhütte..
Der Wind wird heftiger und auch kälter. Plötzlich steht ein Kastenwagen am Straßenrand und die beiden jungen Leute laufen mit der Kamera an Zäunen entlang, hinter denen wir massenhaft Rentiere sehen. Da muss ich natürlich auch anhalten und wir machen einige Aufnahmen.
Die Wolken werden dunkler und bedrohlicher. Regen peitscht, heftiger Wind bläst uns fast um, das Thermometer fällt auf 0°C.
Die Landschaft wird karger, Bäume fehlen.
Wir erreichen das Schild Stekenjokk – und sind im Nichts. Kahles Fjell, Geröll, ein großer Parkplatz, ein Müllcontainer und gruselige, leicht rötlich angehauchte Wolken um uns herum. Viele Wege sind durch große Steine versperrt. Hier peift der Wind ungehindert über die Ebene. Die höchste Stelle liegt bei 876m – von 1976 – 1988 gab es hier eine Erzgrube. Deshalb gibt es diese Straße. Und wir befinden uns nur ca. 5km von der norwegischen Grenze entfernt…
Nachdem wir zur kleinen Hütte gelaufen sind und einen Blick in die Runde geworfen haben, kehren wir ins gemütlich warme Wohnmobil zurück. Regelmäßig schaue ich mal kurz vor die Tür, schließlich ist es richtig duster. Mitten in der Nacht stehe ich wieder im Windschatten unseres WoMos, in absoluter Dunkelheit und kann tatsächlich ab und zu Sterne sehen. Und hinter den Wolken ist es grün, Juhuu! 🙂
Durchgefroren, aber glücklich falle ich weit nach Mitternacht wieder ins Bett.
Dienstag, 15.09.2020: auf dem Vildmarksvägen von Stekenjokk bis zum Rastplats Häggenås (E45)
Der Morgen nach der windigen und kalten Nacht (die kälteste bisher auf unserer Reise) sieht etwas freundlicher aus. Während wir frühstücken, fahren die ersten bereits los und es kommt ein Reisebus auf dem Platz an! Das hatten wir ja lange nicht 😉
Wir nutzen die vereinzelten Sonnenstrahlen, um noch ein wenig die Gegend zu erkunden. Man kommt sich unheimlich klein vor auf dieser weiten Hochebene – und von der alten Erzmine ist für Unkundige nicht mehr wirklich viel zu sehen.
Wir sind gespannt, wie es auf der weiteren Strecke aussieht. Erst einmal beeindrucken uns die wechselnden Licht- und Wetterverhältnisse. Und wir vermissen Haltebuchten – da, wo es interessant aussieht, kann man nicht halten…
Ein wunderschöner Platz am Fluß, nicht weit davor war ein kleiner Camping.

Da wir nur grob einen Anhaltspunkt der an der Strecke befindlichen Wasserfälle oder Sehenswürdigkeiten haben, verpassen wir mehrere Highlights – wir sehen sie zu spät, oder halten wegen überfüllter Parkplätze nicht an. So auch den Gaustafallet. :/
Am nächsten Abzweig stellen wir uns auf einen freien Platz und laufen über die Brücke. Wenigstens ein paar Stromschnellen…
Es gibt schmale Pfade zum Wasser – und wunderschöne Motive. Und ganz nasse, morastige Wege, und Mücken!!! als wir flussaufwärts etwas tiefer in den Wald möchten… Also kehren wir wieder um.
Wir fahren jetzt etwas eiliger südwärts, es zieht sich langsam zu.
Die 342 erreicht in Strömsund wieder die E45. Wir fahren so weit wie möglich weiter Richtung Östersund, in vier Tagen müssen wir wieder zu Hause sein. Wir übernachten am Rastplats Häggenås, hier ist alles ziemlich neu und sauber. Leider eben auch dicht neben der Straße, und ein Lkw auf den LKw-Stellplätzen hat sein Kühlaggragat am Laufen. Es regnet inzwischen, und es hört die ganze Nacht nicht mehr auf. Und die erste Gasflasche ist alle.
Mittwoch, 16.09.2020: nach Mora
Der Morgen ist genau so nieselig grau wie der Abend. Passt auch etwas zu unserer Stimmung… Da wir kurz vor Östersund sind, der Stadt des Frauenschuh’s, suche ich auf dem Handy nach einem Naturreservat in der Umgebung mit interessanter Flora. Da wir seit diesem Jahr auch eine Frauenschuh-Staude im Garten haben, sind wir sicher, die verwelkten Blätter und Blütenstände noch sehen zu können 😉
Ich werde fündig. Wir verlassen die E45 und fahren in die Stadt, über imposante Brücken am Flughafen auf der Insel Rödön vorbei und wieder über eine Brücke. Ein Waldweg führt zu einem kleinen Parkplatz – wir sind am Acksjön.
Im Nieselregen laufen wir los. Im 17. Jahrhundert wollten Bauern durch einen Graben Wasser aus dem See in den benachbarten und tiefergelegenen Storsjön fließen lassen, um ihn zu verkleinern. Doch das Wasser spülte den Kiesrücken weg und der See lief völlig leer.
Wir entdecken den ersten Frauenschuh und irgendwann laufen wir auf dem kalkweißen ehemaligen Seeboden. Es gibt einen Bohlensteg durch das Gelände. Hier muss es auch viele Elche geben…
Im Nieselregen geht es wieder zum Auto zurück. Zurück nach Östersund und zur E45.
Kurz hinter Asarna fällt uns ein Hinweisschild auf (zur Stenvalvbro) – wir wollen Rast machen und haben nebenbei noch etwas zu fotografieren. 😉 Inzwischen zeigen sich immer mal Wolkenlücken und die Sonne guckt.
Weiter auf der E45 – in Regen und danach Regenbogen.
Kurz vor Sveg kommt die Sonne mit Macht durch und beleuchtet eine hübsche Holzkirche. Wir halten und umrunden die Älvros gamla kirka. Die Kirche wird gerade abgeschlossen – wir sind zu spät für einen Besuch.
Und der nächste Regenschauer zieht durch. Wir passieren Sveg und fahren guten Mutes weiter nach Mora. Erster Versuch am Stellplatz Kättingen – ein asphaltierter Parkplatz. Bezahlung über switch – irgendwie nicht wirklich ersichtlich, wie und was.
Zweiter Versuch: Campingplatz Orsa. Riesen-Einfahrt, Schranke zu, Rezeption geschlossen, wir fahren unverrichteter Dinge wieder zurück.
Dritter Versuch: Mora Golfclub. Eigentlich sehr schön, wir fahren ewig – inzwischen schon im Dunklen – und sehen die Stellplätze mit Schildern versehen: nur mit Reservierung. Golfer 150 SEK, Nichtgolfer: 300 SEK. Viele große teure WoMos.
Um Gottes willen, bloß wieder weg. Panik…
Letzter Versuch: Camping Åmåsängsgården. Rezeption geschlossen, zahlreiche Lampen, Minigolfplatz, Absperrketten… aber eine Telefonnummer. Wir rufen an, und als wir sagen, wir stehen vor der Tür, kommt die Inhaberin tatsächlich runter, schließt die Rezeption auf und kassiert wortkarg, Wir entschuldigen uns für die späte Störung – und dürfen am Servicehus einparken, um die anderen Gäste nicht zu stören. Abgesehen von den zahlreichen Lampen ist es ziemlich dunkel auf dem Platz und ich kann die Milchstraße über uns deutlich sehen. Die Toiletten und Waschräume sind sauber und mit Bewegungsmeldern und wenig besucht, und endlich fallen wir erleichtert ins Bett.
Donnerstag, 17.09.2020: vom Siljansee zum Bauernhof Kastebergs Gårdsbutik
Am Morgen sind wir nicht die schnellsten, aber dafür ganz allein auf dem Campingplatz. Nach dem Frühstück ver- und entsorgen wir unser Wohnmobil. Danach machen wir noch eine kleine Runde zum Badestrand. Der Strand ist abgesperrt. Wir rätseln, warum.
Bevor wir losfahren, bringe ich die Plakette wieder zur Rezeption und treffe die Inhaberin wieder hinter dem Tresen an. Ich entschuldige mich noch einmal für unser gestriges spätes Eintreffen und wir kommen ins Gespräch. Heute ist sie deutlich aufgeschlossener und freundlicher 😉 Als ich nach der Absperrung am Strand frage, erklärt sie, dass es wegen der Kanadagänse wäre. Sie würden vom Wasser her auf den Strand gehen… Aha 🙂
Nun liegt eine Strecke bis kurz vor Helsingborg vor uns – wir starten bei schönstem Wetter. Diesmal auf der E45 bis zur 26. Über Filipstad, weiter bis Mariestad und zur E4.
Kurz nach Filipstad machen wir Pause und werden freudig begrüßt. 🙂
Wir befinden uns wieder in der Bergslagsdiagonalen. Überall Hinweise darauf.
„Unterwegs“ eine Skulptur der Künstler Annika Oskarsson och Thomas Nordström. Gesehen an der E4. Schließlich erreichen wir unseren Hof – keiner zu sehen. Ein Wohnwagen steht bereits am Teich – wir parken etwas entfernt ein. Abendbrot, dann mit der Kamera an den Teich. Faszination Milchstraße… Nur der laute Verkehr auf der nehegelegenen E4 nervt etwas. Im WoMo ist es dann allerdings leiser. Nach Mitternacht erst können wir uns vom Teich trennen.
Freitag, 18.09.2020: über die Brücken nach Schleswig
Der Morgen ist wieder kalt, es liegt Raureif auf der Wiese. Der Teich dampft in der Morgensonne.
Nach dem Frühstück gehen wir zum Hofladen, suchen uns aus dem reichhaltigen Sortiment einige Marmeladen-Gläser als Mitbringsel aus und zahlen für unsere Übernachtung.
Danach fahren wir auf der E4 in Richtung Helsingborg, biegen auf die E6 nach Malmö ab. Dort suchen wir den Aussichtspunkt auf die Öresundbrücke – vor 10 Jahren gab es dort eine Abfahrt – jetzt kurven wir durch die Stadt und eine enge Siedlung.
Endlich erreichen wir den riesigen Parkplatz. Eine Gaststätte ist dort, aber geschlossen. Es ist nicht sicher, ob nur wegen Corona oder schon länger…
Wir kreiseln die ganze Strecke durch die 30-er Zonen wieder zurück zu unserer E20 und über Brücke und durch Tunnel gelangen wir nach Dänemark. Um Kopenhagen herum wird es voll – Freitagsverkehr eben. Als wir die Storebaeltbrücke erreichen, kommt uns sogar ein Zug entgegen 😉
Die Strecke zieht sich. Wir brauchen doch recht lange… Dänische Strommasten sind irgendwie niedlich und stehen reichlich an der Strecke zur Belustigung.
Als wir wieder auf der Nebenstrecke über Krusau nach Flensburg fahren, gibt es, wie auch zwischen Schweden und Dänemark keinerlei Kontrolle.
In Flensburg schauen wir zum Stellplatz – die Sackgasse sieht sehr voll aus. Wir fahren gar nicht erst hinen, sondern drehen gleich um. Und schauen auf unserer App nach einer Alternative. Schleswig? 40 min, 44 Kilometer? Ok. Wir fahren los. Im Dunkeln fahren wir durch Schleswig – an einer Baustelle trauen wir uns nicht weiter. Ein Kastenwagen steht bereits in einer Parknische und wir stellen uns in die Nähe. Kochen Abendbrot und fallen ins Bett. Wir bleiben ungestört.
Samstag, 19.09.2020: nach Hause
Morgens sehen wir weit hinter der Baustelle Satellitenspiegel über Wohnmobilen herausragen – der Stellplatz wäre wohl doch zu erreichen gewesen. Egal, wir haben auch gut geschlafen.
Wir stellen fest, dass wir hier die Gegend überhaupt noch nicht kennen und es auch einen (Kurz)-Urlaub wert wäre. An der nächsten Tankstelle tanken wir und kaufen Kaffee und Croissants – das erste Mal seit langem wieder mit Maske…
Der Elbtunnel in Hamburg ist seit Freitag Abend 22 Uhr bis zum Montag Morgen gesperrt. Also biegen wir zeitig von der A7 ab, über Neumünster – Bad Segeberg – A20 – A14 – Karstädt – Osterburg – Jerichow – Burg gelangen wir fast wie auf der Hinreise wieder nach Hause.
Halb vier rollen wir auf den Hof.
Nun wie üblich: WOMO ausräumen, Wäsche waschen, Katzi verwöhnen… Am nächsten Tag fahren wir mit dem leeren und gereinigten WoMO zum Vermieter und haben auf der Rückfahrt im Skoda wieder das Gefühl, auf der Fahrbahn zu schleifen…
Schade, dass der Urlaub vorbei ist, aber – sehr schön wars wieder mal… Und wir hoffen auf das nächste Jahr. 🙂