Sonntag, 30.08.2020: Nach Flensburg
Das Wohnmobil durften wir am Vortag bereits mittags abholen, so hatten wir zwar mehr Zeit zum Beladen, doch irgendwie packten wir auch viel mehr ein. Wir wollten die ersten zwei bis vier Tage möglichst nicht einkaufen, da wir quasi durch den Großraum von Kopenhagen und Malmö fuhren. Das WOMO hatte Winterreifen drauf, wir packten Wintersachen und Daunenschlafsack ein – es ging ja in den Norden 🙂
Am Sonntag starteten wir dann auch relativ spät am Nachmittag, so dass wir bereits bei der geplanten Auffahrt auf die A2 auf den Stau auf der Elbbrücke schauten. Verspätung 30-40 Minuten. Och nö. Kurz entschlossen fuhren wir weiter nach Niegripp, über Burg – Genthin – Jerichow, über die Elbe Richtung Stendal und weiter nach Osterburg – Perleberg, dann auf die A14, A20, A21, in großem Bogen um Hamburg herum auf die A7 und bis nach Flensburg. Dort fanden wir auf Anhieb den kostenlosen Stellplatz am Osthafen hinterm Klärwerk. Es herrscht reger Betrieb, die Sackgasse ist ziemlich voll und da es schon spät ist, essen wir schnell unseren Kartoffelsalat mit Bouletten und fallen ins Bett.
Montag, 31.08.2020: Flensburg – Ljungby (Schweden)
Es herrscht ein reger Durchgangsverkehr an Fahrrädern und Joggern an unserem Übernachtungsplatz. Am Morgen regt sich in den Fahrzeugen rundherum nur langsam etwas – wir haben schließlich alle Urlaub 🙂 Nach dem Frühstück laufen wir ein Stück am Wasser entlang, bevor wir starten.
Wir nehmen nicht den Weg zur A7, sondern fahren direkt am Hafen entlang durch die Nordstadt nach Wasserleben und zur Grenze. Es geht zügig durch, unsere Ausweise werden kurz angeschaut und weiter geht’s. Das war ja einfach…
Irgendwann kurz darauf sind wir dann auf der A7 in Richtung Kolding. Tanken muss ich auch. Die Strecke zieht sich. Nach der ersten „kleinen“ Brücke müssen wir unserem Navi erst einmal Malmö als Ziel angeben, es schickt uns sonst nach Helsingør. 😉 Kurz vor der Storebaeltsbron entdecken wir einen Rastplatz und beobachten eine Weile den Zugverkehr auf der Brücke. Nur im Schneckentempo fahren entgegenkommende Züge aneinander vorbei – wohl eine Folge der Kollision im Februar 2019. Die zweite, höhere Brücke kennen wir bereits von der Fähre aus, bei Nacht.
Rund um Kopenhagen nimmt der Verkehr sichtlich zu. Feierabend… Der Tunnel (der einzige echte Tunnel auf der ganzen diesjährigen Reise) erscheint uns nicht sonderlich tief – es geht ohne große Steigungen hinunter und wieder hinauf. Auf der Insel zwischen Brücke und Tunnel ist ein Kontrollpunkt abseits der Schnellstraße eingerichtet – aber dort ist nichts los. Auf der anschließenden Brücke weht ein ordentliches Lüftchen – bei Sturm ist das sicherlich kein Vergnügen.
Auch auf der schwedischen Seite werden wir bei der Passkontrolle nach kurzem Blick auf die Ausweise durchgelassen. In Malmö schwenken wir auf die E6 ein. Bis Helsingborg müssen wir ihr folgen – so langsam wird es anstrengend und ermüdend. Wir lassen unser Navi Campingplätze in der Gegend anzeigen – an der E4 sollen mehrere sein. Den ersten lassen wir links liegen, nach Ljungby biegen wir dann ab. Doch der Campingplatz ist schon geschlossen. Ich frage meine Stellplatz-App und diese zeigt mir in der Nähe einen Bauernhof an. Auf geht’s. Kastebergs Gårdsbutik ist gut ausgeschildert und so fahren wir nach Sonnenuntergang auf langen Feldwegen ins Nirgendwo, immer den handgemalten Hinweisen hinterher. Schließlich landen wir auf einem weitläufigen Hof, der Hofbesitzer kommt uns auf dem Traktor entgegen und läßt uns freie Platzwahl. Bezahlen können wir am nächsten Morgen im Hofladen ab 09:00 Uhr. Wir nehmen also Strom und stehen nahe den Waschräumen. Duschen und Haare waschen – und heute mal Nudelsalat zur Abwechslung. In der Nähe ist ein „Naturpool“ – wir verbringen den Abend vor und auch nach dem Abendessen dort am Wasser … Gegendämmerung, ziehende Kraniche, Mondaufgang und schließlich Nebel…
Dienstag, 01.09.2020: Ljungby – Vadstena
Die Nacht war kalt! Nur 5°C sagt unser Handy – es fühlt sich aber kälter an… Morgens wieder Nebel überm Teich, die Morgensonne gibt ihr Bestes. Nach einer kurzen Runde durch den Hofladen – ohne Maske, wir sind die einzigen Kunden in der großen Halle – bezahlt wird mit Karte, fahren wir weiter. Ziel Alvastra-Kloster am Vätternsee und Übernachtung in Vadstena. Das hatte ja im Frühjahr des letzten Jahres nicht geklappt.
Wir fahren den kurzen Weg zur E4, an Lagan vorbei – hier waren wir vor 13 Jahren im Elchpark. Plötzlich geht eine Warnung im Auto an: AdBlue nachfüllen. Okay, aber wie dringend ist das? Unser Vermieter erklärt am Telefon, dass man wohl nicht sofort auffüllen muss, aber wenn, dann mindestens 5 Liter – und sie hätten damit auch noch keine Erfahrung…
Das WoMo ist Baujahr 2020, wir haben es mit km-Stand 9.500 übernommen – jetzt sind wir bei kurz über 10.000. An der Automaten-Tankstelle gibt es nur eine Zapfsäule für Lkw-AdBlue. Das ist uns zu unsicher – also tanken wir nur Diesel und suchen einen Tankstellenshop. Schließlich werden wir fündig, 5 Liter sind etwas umständlich im Tank gelandet (von dem wir nicht wirklich wissen, wieviel Liter er fasst) und die Kontrolleuchte ist aus. Beruhigt fahren wir am Südufer des Vättern weiter zur Klosterruine Alvastra.
Das weitläufige Areal zeigt sich am frühen Nachmittag einladend und gepflegt – hier finden wohl normalerweise auch Konzerte statt. Wir sind fast alleine und die wenigen Besucher verlaufen sich. Im nordwestlichen Teil ist ein Feuchtbiotop mit Holzbohlenweg – wir finden sogar Orchideen-Blütenstände. Wir verbringen eine ganze Weile zwischen den teilweise überwucherten Mauern.
Schließlich fahren wir noch die kurze Strecke nach Vadstena. Wir befürchten, keinen Stellplatz mehr zu bekommen, wenn wir zu spät eintreffen. Wir finden den Platz direkt in der Nähe des Wasa-Schlosses. Bezahlt wird am Automaten am Hafen, auf der Quittung steht ein Code für das Servicehaus. Man muss nur immer auf die andere Hafenseite und zwar durch das Schloß. Auf der östlichen Hafenseite steht auch ein Leuchtturm – dorthin lockt es uns zum Sonnenuntergang.
Wir bleiben bis nach Sonnenuntergang auf der Mole. Man fühlt sich ein bisschen wie am Meer – dabei ist es der Vättern, ein See. In der Dämmerung laufen wir durchs Schloss zurück zum WoMo, es gibt Abendbrot. Abends schauen wir mit der Kamera noch einmal über den See in Richtung Norden, aber außer einem Schwan ist nichts zu sehen im Mondlicht. Neben dem Stellplatz befindet sich eine Fabrik, die rund um die Uhr produziert – hell beleuchtet, LKW-Verkehr – und ein großes Plakat mit „Sterisol“ an der Fassade. Diese Aufschrift soll uns in der nächsten Zeit noch oft begegnen. 😉
Mittwoch, 02.09.2020: von Vadstena nach Sveg
Der heutige Plan lautet: irgendwie zur E45. Und so weit wie möglich nordwärts. Es ist in den nächsten Tagen (noch) klar nachts – aber wir sind entsetzlich weit im Süden – jedenfalls im Vergleich zu den Tagesetappen, die wir in Norwegen zurückgelegt hätten…
Am Morgen sind wir aber zuallererst am See: Blaues Wasser, Sonne, Enten. Ein Schwarm Gänse zieht von Süden heran, sie torkeln regelrecht, weil einzelne auf dem Rücken fliegen und ihre Nachbarn quasi wegkicken. Übermut? Als sie eine weitere Schleife über dem See drehen, entdecken wir eine Graugans zwischen den Weißwangengänsen. 🙂
Unsere Fahrt führt über Motala – Kopparberg nach Mora und folgen der E45 bis nach Sveg. Wir kommen am Dalarnaporten vorbei, das kennen wir vom Sommer 2018 und wir essen hier gleich Mittag. Wir benötigen auf Grund einiger Baustellen doch recht lange. Bis Östersund schaffen wir es also nicht mehr. Zumal wir kurz vor Sveg noch an einem Moorsee anhalten und im goldenen Abendlicht fotografieren. Am Camping Sveg ein Schild, dass im Hotel „Mysoxen“ eingecheckt werden soll, mit Telefonnummer. Wir rufen an und bekommen gesagt, wo wir den Schlüssel fürs Servicehus finden. Bezahlen sollen wir dann morgen im Hotel.
Es ist, da wir uns recht nah an die Straße gestellt haben, anfänglich etwas laut, aber nachts ist Ruhe. Einige Kontrollfotos zeigen uns, wie furchtbar hell es in diesem Ort ist, aber Polarlicht finden wir keines…
Donnerstag, 03.09.2020: von Sveg nach Storuman
Am Morgen nach der sternenklaren Nacht stehen wir im Nebel. Bevor wir den doch sehr schönen Platz mit den luxuriösen Waschräumen verlassen, leeren wir sowohl Toilette als auch Abwassertank und füllen Wasser nach.
Zum Hotel „Mysoxen“ sind es nur wenige hundert Meter. Ein ausgestopfter Moschusochsenkopf schaut uns an der Rezeption an. Wie schade, dass wir dieses Jahr weder Dovrefjell noch Polarzoo in Norwegen besuchen können – da könnte man sie lebendig sehen. Später!
Heute wollen wir etwas mehr Kilometer schaffen. Der Inlandsvägen kreuzt immer wieder die Schienen der Inlandseisenbahn (Inlandsbanan). Wir müssen unbedingt das Schild fotografieren! 😉 Leider fährt sie nicht mehr, nur bis August (wenn überhaupt in diesem Jahr…
Mit Freude stellen wir fest, dass es immer herbstlicher wird. Erste gelbe und rote Bäume, Heidelbeeren, Preiselbeeren, Krähenbeeren, Pilze, und … Wollgras. 🙂
Wir denken, dass wir es bis Storuman schaffen können – und schauen auf der Stellplatzapp nach unseren Möglichkeiten. Es gibt zwar einen Campingplatz, aber ein Stellplatz auf einer Insel im See ist natürlich schöner. Wir navigieren dahin, vor Storuman eine lange Strecke mit Schotter, dann eine Umleitung. Es geht über schmale Straßen, eine sehr schmale Holzbrücke (hoffentlich kein Gegenverkehr!!) – und schließlich biegen wir zum Ufer ein. Dort steht bereits ein Kastenwagen – wie unser WoMo ebenfalls mit Burger Kennzeichen??? Wir rangieren uns irgendwie zurecht, steigen aus, um einige Bilder vom See zu machen. Und aus dem zweiten WoMo steigt ein Ehepaar aus unserem Dorf und begrüßt uns – so klein ist die Welt!!!
🙂
Abendbrot, kurz Bilder auslesen, abends noch einmal mit dem Stativ an den Strand – und nur Wolken sehen… Regen in der Nacht.
Freitag, 04.09.2020: von Storuman bis Porjus
Wir sitzen noch beim Frühstück, als unsere Nachbarn bereits in Richtung Norden starten. 😉 Wir folgen etwas später in den nieselgrauen Morgen und fahren wieder über die schmalen Straßen und Brücke, zum Glück auch diesmal ohne Gegenverkehr. Im Reiseführer haben wir vom „Wilden Mann“ gelesen, wir sehen die rote, 7m hohe Figur im Vorbeifahren. Es ist grau und regnerisch. Durchgängig.
An einem schönen Rastplatz gibt’s Mittagessen. Sowohl die E45 auch auch die Inlandsbanan queren mehrere Flüsse. An alten Straßenbrücken sind schöne Rastplätze und wir stellen auch mal das Stativ auf, um dort die Stromschnellen mit dem Graufilter zu fotografieren. Als dann noch die Wolken aufreißen und die Sonne durchscheint, sieht das richtig dramatisch aus.
Nächster Halt: Polarkreis. Natürlich geschlossen. Aber mit Sonne! Irgendwelche Vandalen haben die weiß getünchten Steine, die den Polarkreis als Linie markierten, durcheinandergewürfelt …
Erstaunt sehen wir, dass es hier Stromanschlüsse und Wassertankmöglichkeiten für WoMos gibt. Haben wir das bisher übersehen, oder ist es neu?
Kurze Zeit später passieren wir Jokkmokk, mehrere Stauseen, bunt angemalte Staumauern, die wir leider verpassen zu forografieren. Bis nach Porjus wollen wir heute. An einer Baustellenampel, die auf Rot steht, zeigt ein Wegweiser zum Wasserfall „Harsprångsfallet“. Im Reiseführer habe ich davon gelesen – er liegt jetzt trocken und man kann einen Blick auf die vom Wasser ausgewaschenen Felsen werfen. Es ist etwas mulmiges Gefühl, dort hinunter zu steigen, denn mehrere Schilder warnen davor, dass das Wasser ohne Vorwarnung kommt (wenn es kommt)… Es wird langsam dämmerig und so steigen wir wieder hinauf. Die Ampel schaltet fast sofort auf grün, als wir davor wieder auf die Straße einbiegen.
Schließlich gelangen wir mit Hilfe der Camping-App zum Stausee Porjus auf eine Landzunge. Leider kein klarer Himmel – aber egal… Kann man wenigstens schlafen, statt nach Nordlichtern zu gucken 😉
Weiter geht es oberhalb des Polarkreises.