Samstag, 05.09.2020: von Porjus zum Torneträsk

Je näher wir dem Polarlicht kommen, desto zugezogener zeigt sich leider der Himmel :/ Es hat die ganze Nacht hindurch geregnet.

Am Morgen liegt Nebel über dem Stausee von Porjus. Nach dem Frühstück starten wir zuerst in Richtung Tankstellenautomat und füllen Diesel nach. Das ist sowieso toll in Schweden: Kartenterminals an der Zapfsäule. Entweder stehen nur Tankautomaten in der Landschaft oder man kann an Tankstellen mit Shop zwischen Kartenzahlung und „Manuell“ wählen. Weiter geht es durch den trüben und regnerischen Tag nach Gällivare und Richtung Kiruna. Am Lappesuando – Rastplatz schauen wir kurz von der Brücke – als es wieder anfängt zu regnen. Also ins Womo geflüchtet und Essen gekocht. Es gibt leckere Nudeln. Anschließend wird Wasser nachgefüllt und die Toilette ausgeleert. In Svappavara verlässt uns die E45 und wir fahren auf der E10. Die führt eigentlich nach Narvik – aber leider nicht für uns…

Kurz vor Kiruna sehen wir einen Wegweiser nach Jukkasjärvi. Eishotel. Zu dieser Zeit? Lass uns nachschauen!

Das Icehotel ist gut ausgeschildert. Wir lassen das Womo auf dem Parkplatz stehen und laufen zum See. Es ist alles geschlossen – im Sommer ist offenbar eine Ausstellung im Gebäude. Grau, windig, Regen.

Wir sehen einen Lageplan – mit Kirche. Die besuchen wir noch kurz und wandern einmal übers Gelände. Dann wieder retour zur E10. In Kiruna eine Umleitung in strömendem Regen. Wir halten kurz an einer Tankstelle, um noch einen Reservekanister AdBlue zu kaufen. Wenn der volle AdBlue-Tank für 10.000 km reicht, wie lange reichen dann 5 Liter? Nun aber los in Richtung Torneträsk, es wird langsam dunkel…

Wir finden unseren Rastplatz von vor 10 Jahren wieder (Bessešjohka Rest Area) und im letzten Tageslicht gehen wir hinunter an den See – eine magische Lichtstimmung!!! Alles leuchtet diffus in „Räucherlachs-Rot“. Am Horizont letzte Sonne, gegenüber Regenfahnen, hinter uns Regenbogen…

Müde fallen wir ins Bett und die ganze Nacht tröpfelt der Regen aufs Womo-Dach.

Sonntag, 06.09.2020: nach Björkliden

Nach dem Regen der Nacht ist der Morgen zum Glück nicht mehr ganz so nass. Während sich der Parkplatz langsam leert, steigen wir noch einmal zum Seeufer hinunter. Die Hüttchen stehen auf Kufen und werden im Winter zum Eisangeln auf den zugefrorenen See gezogen. Es ist bereits kurz vor Mittag, als wir uns losreißen können.

Wir fahren die reichlich 20km nach Abisko und halten am Naturum. Das ist leider geschlossen und bis auf einen Blick zu den wolkenverhangenen Bergen und einer Faltkarte ist nix zu holen 😉 Auch kein Campingplatz…

Deshalb fahren wir weiter nach Björkliden. Bereits am Abzweig viele Wegweiser. Wir müssen die Straße bis ganz nach oben zum Ende fahren, zum Parkplatz vor dem Hotel. Dort checken wir gleich für zwei Tage ein: Plexiglaswand an der Rezeption, natürlich Kartenzahlung. Wir erhalten einen Anhänger fürs Auto und zwei Karten fürs Servicehuset.

Also wieder abwärts zum Campingplatz auf halbem Weg. Der Stellplatz wurde uns vorgegeben: 4a. Nachdem wir Strom angeschlossen haben, erst mal zur Dusche! Dann Mittagessen.

Es zieht ein Schauer nach dem anderen durch, zwischendurch Sonne: Regenbogenwetter! 🙂

Im Hotel wurde uns der Wasserfall an der Straße wärmstens empfohlen. Auf zum Silverfallet! Der Weg führt anfangs entlang der Straße, unter der Eisenbahnbrücke durch. Endlich sehen wir einen Erzzug von Nahem. Es könnte etwas lauter werden in der Nacht, denn die langen Züge fahren regelmäßig und ziemlich oft.

Schließlich sind wir am Strand. Die Sonne kommt tatsächlich immer mal durch. Ich versuche, den Wasserfall von dort unten zu fotografieren – vergeblich. Ich möchte gern auf die andere Seite des Baches! Als wir wieder hinaufklettern, kommen uns ein paar ausgelassene, halb ausgezogene und nicht mehr standsichere „Kollegen“ entgegen. Bloß weg hier…

Als wir wieder auf der Brücke sind und den Wasserfall fotografieren, sind zwei der lärmenden Kollegen bereits unter Gejohle im Wasser. Sie scheinen sich auf russisch gegenseitig anzufeuern…

Wir finden den steilen Abstieg auf der anderen Seite zum Strand. Und sehen den Wasserfall. Geht doch 🙂

Etwas müde aber zufrieden steigen wir wieder den Weg am Wasserfall entlang nach oben. Und müssen immer wieder mal wieder Halt machen. Herbstfarben und Wasser!

Abisko liegt noch im Sonnenstrahl… Und wir planen für den nächsten Tag eine Wanderung in die Umgebung – falls uns der Regen lässt. In der Dunkelheit stecken wir mal kurz die Nase aus dem WOMO und sehen leider nur Wolken.

Montag, 07.09.2020: kleine Wanderung – bergauf am Bach

Leider haben wir weder Wanderkarte noch Faltblatt der Umgebung. Auch im Hotel hatte ich nichts gesehen. Also schauen wir auf unserer Naturkartan-App nach und es gibt einige Wanderwege. Nun muss nur noch das Wetter mitspielen.

Kurz vor Mittag, quasi direkt nach dem ausgiebigen Frühstück 😉 machen wir uns auf den Weg. Wir laufen einen steilen Hang bergauf, kommen an mehreren Hütten, sogar mit Kletterwand, vorbei und sind hinterm Hotel. Ein kleiner Naturlehrpfad beginnt hier. Ihm folgen wir quer am Hang in Richtung Berge.

Die Farben sind umwerfend. Wieder einmal kommen wir nur sehr langsam voran und an jeder Brücke halten wir uns mit Langzeitbelichtungen auf. Als erstes queren wir den Bach, der weiter unten den Silverfallet speist.

Die Landschaft ist so fotogen, vor allem gegen das Licht. Wir überqueren einige Skiabfahrtshänge und die zugehörigen Lifts.

Schließlich laufen wir schon wieder auf ein immer lauter werdendes Rauschen zu. Der nächste Bach. Man kann in die Schlucht hinuntersteigen und wir machen dort kurz Rast – und viele viele Fotos…

Schließlich steigen wir wieder zum Weg hinauf und folgen ihm in Richtung Bergpass. Dort muss laut Karte wieder eine Brücke sein. Auf der anderen Bachseite zieht sich der Weg weiter am Berghang, aber im Schatten hinauf.

Zum Wasserfall selbst gelangen wir leider nicht. Sollen wir weiter? Es ist bereits fortgeschrittener Nachmittag und wir beschließen deshalb, wieder umzukehren.

Beim Abstieg machen wir noch einmal Pause mit dem Blick auf unseren Campingplatz. Die Erzbahn kündigt sich an. Westlich, auf dem Weg nach Abisko, ist ein Tunnel (oder ein Weg) und dort geben die Loks immer Signal. In der Gegenrichtung scheinbar auch.

Das letzte Stück laufen wir aber den Wirtschaftsweg, dadurch sparen wir den Umweg über das Hotel. Auf einer Brücke überqueren wir wieder den zweiten Bach. Ein Trampelpfad führt nach links weg – und schon stehen wir wieder an einem fotogenen Wasserfall… 🙂

Irgendwann schaffen wir auch die letzten zweihundert Meter zum Campingplatz. Es hat sich ganz schön gefüllt. Zahlreiche WoMos, Camper und Busse sind ordentlich sortiert in den einzelnen Karrees.

Wir essen Abendbrot, lesen die Fotos aus und kriechen ins Bett. Abends wieder Wolken – was auch sonst. Keine Chance auf Polarlicht…

Dienstag, 08.09.2020: nach Riksgränsen und unser erstes Polarlicht hinter Wolken…

Am nächsten Morgen nutzen wir noch einmal ausgiebig die Duschgelegenheit und nach dem Frühstück füllen wir noch Wasser auf. Wir treffen einen Deutschen, der in Schweden lebt und gerade aus Norwegen kam. Er meinte, dass wir nach 10 Tagen in Nordschweden doch nach Norwegen könnten – wir überlegen kurz, rechnen unsere Tage zurück – und stellen fest, dass wir dann im Eiltempo südwärts fahren müssten… Also abgelehnt. Dafür bräuchte man Monate frei.

Dann starten wir in Richtung norwegische Grenze. Die reichlich 30 km sind eigentlich nicht weit, aber es gibt tatsächlich eine Baustelle und mehrere schöne Seen….

Am ICA in Riksgränsen kaufen wir ausgiebig ein. Die anderen Kunden sind fast ausnahmslos Norweger – ihre Wohnmobile sehen wir auf dem Parkplatz. Die Grenze ist ja seit dem 5.9. für die Norweger wieder geöffnet. Auf einem Touristenparkplatz neben dem Campingplatz (mit Schlagbaum, der geschlossen ist) kochen wir uns Mittag. Es regnet, anschließend erscheinen wieder Regenbögen. Direkt an die norwegische Grenze trauen wir uns nicht, weil wir nicht wissen, ob wir dort ohne Umstände umdrehen können… Aber einer Wanderung am Ufer entlang steht ja nix entgegen. Momentan ist eine kurze Regenpause. Wir folgen anfangs dem offiziellen Wanderweg, entschließen uns aber an einer Weggabelung, dem Weg direkt am Ufer zu folgen.

Als es wieder anfängt zu regnen, stehen wir an einem Bach mit zerstörter oder abgetriebener Brücke. Weiter geht’s also nicht ohne nasse Füße. Wir packen die Kameras ein und kehren um. Ein Regenbogen erscheint, die Sonne kommt raus und bringt die Landschaft zum Leuchten. Wir packen die Kameras wieder aus 😉

Tatsächlich treffen wir auf dem Heimweg noch zwei Wanderer. Die einzigen am heutigen Tag 😉

Und nun? Wir können ja nur wieder zurück – aber wie weit? Wir schauen uns die Rastplätze an und den ersten verwerfen wir gleich – viel zu viele Womos. Außerdem kein See. Der nächste heißt Tornehamn. Jupp. Wir stellen uns in eine Ecke des großen Parkplatzes und suchen einen schönen Blick auf den See. Die Sonne ist inzwischen weg…

Der erste Abend ohne dichte Wolkendecke – vielleicht haben wir ja nachher Glück? Nach dem Abendessen ist es dunkel genug, wir linsen aus der Tür und sehen tatsächlich einige Sterne! Also warm anziehen, Stativ und Kamera schnappen und runter zum Strand! 🙂

Der Mond stört gewaltig, ab und zu lugt auch der Mars durch die Wolken. Wir lassen die Kameras fleißig fotografieren – und irgendwann sehe ich grüne Flächen hinter den Wolken! Allerdings nur auf dem Display…

Mittwoch, 09.09.2020: Wanderung im Abisko-Nationalpark

Am Morgen lassen wir uns Zeit. Ein Hochdachkombi steht auf dem Parkplatz, neugierig komme ich mit den jungen Leuten ins Gespräch: übers Auto, übers Reiseziel, über Norwegen – und ich komme ins Schwärmen 😉 Auch sie sind der Meinung, dass sie etwas genervt sind vom täglichen Betten-Umbauen. Ich denke, für Norwegen und Nordskandinavien wäre auch unser Berlingo doch etwas klein… Sie wollen weiter nach Norwegen – hoffentlich haben sie es geschafft.

Wir möchten heute direkt nach Abisko und dort eine kleine Rundwanderung machen. Irgendwann gegen Mittag sind wir auch dort auf dem Parkplatz angekommen und abmarschbereit. Wir finden den Njakajaure Naturstig und folgen dem steinigen Weg. Gefühlt sind wir entgegen dem Mainstream unterwegs – es kommen uns zahlreiche Wanderer entgegen. Ist das voll hier… 😉 Naja, nicht wirklich, aber an den letzten Tagen waren wir im Prinzip allein im Fjell.

Am See Vuolip Njahkajavri weht eine steife Brise. Zwei Wanderer starten eine Drohne über den See – das Gesumme nervt gewaltig. Erstaunlich, wie lange die in der Luft ist und wir fühlen uns beobachtet – unangenehm. Jetzt führt der Weg nicht mehr durch das morastige Fjell, sondern es erscheinen große Kiefern am Weg. Es geht Richtung Fluß – ein alter Schacht (?) liegt am Weg – und dann stehen wir am Steilufer. Die in Stein gemeißelten Worte führen mich bei der Internetrecherche drei Wochen später zu Dag Hammerskjöld – wir sind auf dem Dag Hammerskjöldsleden. Hier ist einer der sieben Meditationsplätze am Weg.

Nun sind wir auf dem Kungsleden – der Weg bleibt am Fluß und wir laufen Richtung Abisko-Canyon. Mal auf dem Scooter-Weg, dann auf dem Fußweg.

Am Canyon bereuen wir, dass wir unsere Stative nicht dabei haben. Es ist aber nicht mehr sehr weit zum WoMo. Einen Happen essen und schon eine reichliche Stunde später sind wir wieder am Fluß. Es wird langsam dunkler und wir brauchen nur die schwächeren ND-Filter davorzuschrauben.

Im Dustern geht’s zurück zum WoMo. Wir möchten wieder zur Bessešjohka Rest Area, unserem Übernachtungsplatz von vor vier Tagen. Es ist bereits dunkel, als wir ankommen. Wolken, also keine Aussichten auf Polarlicht. Wir sind auch etwas kaputt 😉

Donnerstag, 10.09.2020: vom Torneträsk über Kiruna nach Kaaresuando

Für den nächsten Tag haben wir noch keinen festen Plan. Hier in Abisko, der eigentlich niederschlagsärmsten Gegend Schwedens, sind wieder Wolken und Regen angesagt. Wir möchten aber klaren Himmel! Laut Ventusky und YR im Osten wahrscheinlich. Also auf zur finnischen Grenze! Vorher geht es aber noch einmal mit der Kamera in der Sonne an den Strand und bevor wir losfahren, wird die Toilette noch geleert.

In Kiruna, die Umleitung führt uns wieder durch die Innenstadt, sehe ich einen fast leeren Parkplatz mit Blick auf den Erzberg und ein Schild „Utsiktspunkt“- wir halten und laufen die alte Zufahrtstraße bis zum Aussichtspunkt. Zu unseren Füßen verläuft die alte Europastraße 10, inzwischen gesperrt (seit April 2020, lesen wir im Netz). Nebenan eine neu gestaltete Freifläche: hier stand das Gamle Stadshus. Es ist inzwischen abgerissen und an anderer Stelle neu errichtet. Auffallend auch die „Esrange“-Rakete am Straßenrand.

Weiter geht es auf der Umleitung durch die Stadt und auf der E10 südwärts. In Svappavaara treffen wir wieder auf die E45, und nachdem wir getankt haben, biegen wir Richtung finnische Grenze ab. Es sind auffallend viele Schwerlast-LKW unterwegs. In Vittangi biegen wir kurz Richtung Süden ab und kaufen im Coop ein. Dorthin sind auch die LKW unterwegs. Also haben wir auf der E45 wieder mehr Ruhe 😉

Die Gegend wird wieder (langweilig) flacher, wir vermissen die Berge.

Die Strecke nach Kaaresuando zieht sich. So lang hatte ich sie nicht wirklich in Erinnerung… Es ist schon goldenes Licht, als wir auf den nördlichsten Campingplatz Schwedens rollen. An der Veranda hängt eine Telefonnummer, der Besitzer kommt fünf Minuten später auf den Platz gerollt. Es ist der einzige Platz, auf dem wir nicht mit Karte zahlen sondern 20 Euro in bar – Finnland ist nicht weit 😉

Nachdem wir uns einen Platz gesucht und Strom angeschlossen haben, laufen wir mit den Kameras Richtung Fluß und Grenze. Die hübsche Holzkirche (die nördlichste Kirche Schwedens!) leuchtet in der Abendsonne. Ab und zu rollen Lkws über die Brücke, in beide Richtungen. Es ist übrigens die nördlichste Brücke zwischen Schweden und Finnland 😉

Als die Sonne hinter der Wolkenbank verschwunden ist, gibts Abendbrot und dann marschieren wir wieder zum Fluß. Mit Stativ, Kamera, Mütze und Handschuhen… Wir sehen direkt neben dem Mond Polarlichtschleier – wow. Leider ist die Brücke zu gut beleuchtet, vor allem der mittlere Strahler erzeugt häßliche Flares und Linsenreflexe.

Nachdem wir vergeblich auf der anderen Seite der Brücke unser Glück versucht haben, schauen wir auf unserer Naturkartan nach einem dunkleren Beobachtungsplatz. Auf der Straße laufen wir in Richtung Süden. Es geht leicht bergauf, wir sind echt zu warm angezogen für diesen Marsch und kommen ins Schwitzen. Ein leerstehender Flachbau bietet uns Schutz vor den hellen Straßenlampen, wir stehen an einem dunklen Abhang und schauen ohne Störlicht zum Fluß.

Nach insgesamt zwei Stunden wird das grüne Leuchten sehr diffus und wir laufen den ganzen Weg zurück zum WoMo. Jedes Haus ist beleuchtet, dunkel ist es also nicht wirklich 😉

Wir sind glücklich, schließlich haben wir heute Polarlicht GESEHEN, und nicht nur auf der Kamera. Das Wandern der „Strahlen“, sogar in Ansätzen die rötlichen Schleier über den grünen Bändern. :))

Freitag, 11.09.2020: wir bleiben an der finnischen Grenze und sehen – nix

Morgens schlafen wir erst einmal aus, geweckt werden wir von Kindergeschrei aus der nördlichsten Schule Schwedens 😉 Es wird in der Holzhütte geduscht, Geschirr an der Küche abgewaschen (Grauwasser wird langsam voll – aber entgegen der Auskunft vom Abend gibt es keine Leerungsmöglichkeit). Danach beratschlagen wir, wie es weiter geht. Eigentlich wollen wir entlang der finnischen Grenze Richtung Pajala – oder bis zur Ostsee? ABER – nach dieser Polarlichtnacht möchten wir eher im Norden bleiben – und es soll hier wolkenlos sein in der nächsten Nacht. Zumindest in der ersten Nachthälfte… sagen zumindest Ventusky und Yr.

Wir können ja mal vorsichtig auf der 99 in Richtung Süden fahren und uns nach einem Rastplatz in der Nähe umschauen. Zuallererst wollen wir auf dem Karesuando Camping wegen der Entsorgung Halt machen – doch der ist mit einem Schlagbaum abgesperrt – „stengt“.

Wir kommen auf der recht leeren Straße trotzdem nicht wirklich voran. 😉

Auf der Naturkartan gucken wir nach interessanten Orten rechts und links der Straße – doch es ist Tundra-Gebiet. Als wir rechter Hand ein Schild nach Sudjavaara sehen, biegen wir spontan rechts ab. 7km bis zum Ort, sagt das Schild. Weit verstreut liegen am Seeufer einige Höfe. Am Dorfende eine Wendeschleife und ein Schild mit Karte.

Wir nehmen die Kamera und die Regenjacke und folgen dem anfangs gut zu laufenden Weg.

Es ist eine gespenstische Stille im Wald. Wir hören keine Vögel – bzw. nur ganz selten. Ist das normal? Es ist Jagdzeit – und wir sehen Räderspuren rund um die Wasserlöcher und Pfützen auf den Wegen. Unheimlich. Wir stehen auf einer Anhöhe – aber haben wieder einmal keinen Rundumblick. Also kehren wir um und laufen, wieder viele farbenfrohe Motive entdeckend, zum Auto zurück.

Was jetzt? Erst einmal zurück zur Straße, auf dem Hinweg war kurz vor unserem Abzweig ein Rastplatz, Luongasjoki Bron. Dorthin kehren wir zurück, ein „WC“, also Plumpsklo, eine Schutzhütte und eine Feuerstelle. In der Nähe ein Fluß, die alte Straßenbrücke ist schmal und baufällig, an einer Seite klafft eine Spalte von ca. 20 cm. Da kann man definitiv nicht mehr drüberfahren – ich überlege schon, ob es nachts mit Stativ und zu zweit sicher genug wäre…

Hinter der Trockentoilette ist Norden – eine flache Senke bietet recht freie Sicht. Wir sind optimistisch 🙂

Nach dem Abendessen wieder zur Moorsenke. Die Stative stehen etwas wackelig auf Heidekraut und Zwergsträuchern. Aber wir sehen vereinzelte Sterne! Irgendwann erwischen wir den Mars in einer Wolkenlücke, später geht der Mond auf. Und erst fast zwei Monate später, zu Hause, beim Bilder sortieren für diesen Bericht, entdecke ich grüne Bänder in der schmalen Wolkenlücke!! Es gab also hinter den Wolken schönes Polarlicht!!

An dem Abend fielen wir jedenfalls müde und im Glauben, umsonst fotografiert zu haben, ins Bett. 😉

Samstag, 12.09.2020: von der finnischen Grenze über Pajala bis zum Laponia ställplats

Am frühen Morgen rollt ein Auto auf den Parkplatz, dann noch eins. Türen klappen, Stimmen. Es folgen noch mehr Fahrzeuge – irgendwann haben wir Angst, von den Jägern (?) eingekesselt zu werden 😉

Wir ziehen uns schnell an, räumen alles sicher ein, starten von unserem Übernachtungsplatz und biegen mit noch beschlagenen Scheiben auf die Straße in Richtung Süden ein. Es ist zum Glück wenig Verkehr – die Fahrzeuge, die uns entgegenkommen, wollen bestimmt alle auf unseren Parkplatz 🙂

Und plötzlich sehe ich – einen Elch. Direkt an der Straße. Er guckt durch die Büsche zu uns. Ich bremse und fahre langsamer. Da ich nur aufgeregt rufe: Micha, da! dauert es eine Weile, bevor er sieht, was ich meine. Die Elchkuh dreht sich um und läuft durch den Wald zurück. Wow! Wir sollten öfter so zeitig aufstehen! 😉

Wir fahren aufmerksam weiter, entdecken aber keine weiteren Elche. Schließlich knurrt uns der Magen. Am Merasjoki Naturrastplatz halten wir an – ein Motorrad steht dort, sonst niemand. Der Biker aus der Schweiz hat die Nacht in der verräucherten Hütte verbracht und ist im Aufbruch. Er schleicht am Bachlauf entlang und macht Fotos.

Nachdem wir gegessen haben, laufen auch wir mit der Kamera durch die wunderschöne Gegend 😉

Es fängt wieder mal an zu nieseln, wir fahren weiter nach Pajala. Wir sehen zahlreiche Schilder, die auf eine Jagd hinweisen. Mitten in der Wildnis dann eine Riesenkreuzung, Schilder: Kaunis Iron. Google verrät uns, dass die Grube nahe Pajala wieder in Betrieb genommen wurde. Und das erklärt auch die zahlreichen Schwerlast-Lkw…

In Pajala finden wir zwar den Campingplatz – aber alles ist verlassen und geschlossen. Ein Schild an der Tür: Für Selbstversorger ist Anmeldung telefonisch möglich, aber die Waschräume sind geschlossen. Wir fahren also unverrichteter Dinge wieder zurück. Und nun? Zur Ostsee? Eigentlich nicht, das ist uns zu weit im Süden.

Also dann wieder retour nach Gällivare! Dort gibt’s einen Campingplatz – vielleicht kriegen wir endlich unser Abwasser leer… Die Straße wird gerade gebaut, wir fahren gefühlt eine Ewigkeit auf Schotterpisten hinter den Lkws her – da kommt uns der Abzweig nach Tarendo – Dokkas gerade recht. Und tatsächlich kommt jetzt auch die Sonne zum Vorschein. 🙂

Kurz vor Gällivare entdecken wir den Stenbron-Rastplatz. Eine urige alte Steinbrücke über Stromschnellen. Wir „vertrödeln“ wieder sehr viel Zeit mit Fotos. 😉

Am Camping Gällivare leeren wir endlich unseren Abwassertank und folgen der E45 wieder weiter in Richtung Süden. Der Abendhimmel sieht phantastisch aus!

In Porjus schauen wir über den Stausee zum Stellplatz auf der anderen Seite – da steht bereits ein Mobil. An einem Parkplatz halten wir und beratschlagen. So groß war der Platz ja nicht.

Wir beobachten, dass es dreht und wegfährt. Ein zweites fährt über den Damm dorthin und kommt eine Weile später ebenfalls zurück. Nanu? Entweder waren die Niederländer mit den Gegebenheiten nicht zufrieden (kein Strom, kein WC) oder aber am Samstag Abend ist dort Anglertreff der Einheimischen? Wir beschließen, es nicht dort zu versuchen, sondern fahren weiter. Nicht ohne noch das historische Telefonhäuschen zu bewundern.

Wir passieren wieder die Baustelle am Harsprånget Kraftwerk, kurz vor Jokkmokk sehen wir rechter Hand einen Rastplatz direkt am See. Den Laponia ställplats. Wir sind begeistert! Als wir aus dem WoMo springen, um zu fotografieren, umschwärmen uns zahlreiche Mücken. Endlich können wir unser Anti-Brumm testen. 😉 Nach den ersten Fotos und einem Gläschen Ouzo an der Rastplatz-Sitzgruppe flüchten wir ins WOMO, essen „richtig“, es treibt uns aber immer wieder aus dem WoMo, weil der Abendhimmel über dem See sooo toll aussieht.

Noch ein, zwei letzte Abendfotos (und wenn man sich das letzte ganz genau anschaut, sieht man schon schwaches Grün…), dann krabbeln wir in die Betten. Noch einen allerletzten Blick aus der Tür – und sofort werde ich hektisch – es scheint eindeutig grün durch die Wolken!!! Micha hält das Ganze für einen Witz, also zeige ich ihm mein erstes Foto, und auch er quält sich in seine warmen Sachen und kommt mit Kamera und Stativ ans Ufer.

Wir lassen die Kameras Intervallaufnahmen machen und genießen das Schauspiel. Ist das herrlich! Es stören nur die ankommenden, mit laufendem Motor wartenden und wieder wegfahrenden Autos bzw. ihre Scheinwerfer; durch die auf der anderen Straßenseite befindliche Gaststätte herrscht doch reger Verkehr.Und die Trucks mit ihren Fernlichtern auf der E45 strahlen weithin sichtbar. Ach, und die Bahnlinie verläuft auch direkt neben der Straße. 😉

Als nur noch ein grünliches diffuses Glimmen über den ganzen Himmel bleibt, fallen wir glücklich ins Bett. Zwei Stunden später werde ich wieder wach, ziehe mich leise an und schaue noch einmal mit der Kamera hinaus, allein mit dem Plätschern des Wassers und dem schwachen grünen Polarlichtbogen. 🙂

Sonntag, 13.09.2020: auf der E45 bis Vilhelmina

Am nächsten Tag ist unser Auto regennass. Das zweite WoMo fährt bereits vom Platz, als wir frühstücken. Aber die Sonne scheint und so können wir uns nur schwer vom See trennen.

Als wir auf die E45 einbiegen und südwärts rollen, sind wir sehr schnell an einem Damm und den bunt angemalten Staudammtoren. Vattenfall AB Vattenkraft Akkats Kraftstation. Ach, hier sind wir? Ein Schild zeigt zu einem Rastplatz – wir biegen rechts ab. Der Weg zu den Bänken scheint uns zu schmal und holprig – wir stellen uns auf die Staumauer. Wir sehen jetzt vom anderen Seeufer zu unserem Übernachtungsplatz. Während ich noch überlege, dass bestimmt keine weiteren Autos kommen, biegt ein zweites WoMo ein und hält neben uns.

Leipziger Kennzeichen, ein nettes älteres Paar, wir kommen ins Gespräch. Sie versuchen in diesem Urlaub, alle Wasserfälle zu besuchen, die sie bisher noch nicht gesehen haben – eine Wasserfall-Challenge quasi. Wir tauschen uns aus, auch über Norwegen. Ich frage nach dem Vildmarksvägen, ob man den auch mit dem WoMo fahren kann, (na klar) und bekomme eine Wegbeschreibung zu den versteckten Wasserfällen 😉

Noch ein WoMo biegt ein, ein zweites folgt ihm, die Leipziger meinen: die Holländer kommen“, die beiden WoMos würden immer zu zweit fahren, sie hätten sie schon ein paar Mal getroffen 😉 Wir gehen zur Straße, um die Mtive auf der Staumauer anzuschauen, als wir wiederkommen, sitzen die Holländer bereits auf ihren Campingstühlen und unterhalten sich – allerdings sitzen sie auf der falschen Seite der Autos, sie haben keinen Blick zum See…

Wir fahren weiter, durchqueren den kleinen Ort Jokkmokk, nächste Station Polarkreis. Nun ist also unser Teil der Reise nördlich des Polarkreises beendet. 🙁

Wir entdecken schon wieder etwas: Erdhütten, mit Gras und Moos bedeckt, an denen gebaut wird, Leitungen werden verlegt. Zukünftige Gästehütten?

Wir fahren weiter. Und halten bald hinter einem Bahnübergang. Endlich – wir wollten endlich mal die Schienen fotografieren 🙂

Tårrajaur, Moskosel, Arvidsjaur, Sorsele, Sandsjögarden, Storuman… Stationen letzter Reisen oder der Hinreise erkennen wir im Vorbeifahren wieder. Wir starten ein Suchspiel: finde bunte Bäume 😉 Es werden weniger, je weiter südlich wir kommen…

Das Wetter wechselhaft. Regen, Schauer, Sonne und wieder Regenbögen. Abendsonne… Und Rentiere. 😉

In Storuman lassen wir den „wilden Mann“ links und die Insel mit dem schönen Stellplatz rechts liegen, wir möchten auf einen „richtigen“ Campingplatz. Mein Cousin schwärmt seit Jahren von Vilhelmina – da fahren wir also endlich mal hin.

Herrliches Abendrot. Zum Campingplatz müssen wir vor dem Ort abbiegen, nach Lövliden. Wir sind gespannt. An der Rezeption: ein rotes Telefon!!! Wie cool ist das denn??? 😉

Wir stehen nicht direkt am Ufer, aber mit Blick auf den See. Es stehen zahlreiche WoMos am Ufer, die Hütten sind belegt. Die Waschräume sind sauber, gemütlich, mit Musik. Muss sofort genutzt werden. 😉

Wir gehen noch eine Runde in der Abenddämmerung und sind etwas frustriert: überall Lampen!!! Nur ein kleiner Steg am Wasser verspricht im Notfall einen freieren Blick in Richtung Norden… Nach dem späten Abendbrot möchte auch Micha duschen gehen, als mein Handy Alarm schlägt. Polarlicht-Alarm!

Wir schnappen unsere Ausrüstung und laufen über den stellenweise hell erleuchteten, aber menschenleeren Camping zum Steg.

Wow! Das hat so etwas von einer richtig schönen Show. Die Lichter sind hell und recht schnell. Leider ist nach einer knappen halben Stunde alles vorbei, nur ein allgemeines grünes Glimmen bleibt. Nun kann auch Micha duschen gehen und irgendwann nach eins schlafen wir ein..

Am nächsten Tag geht unsere Reise südlich des Polarkreises weiter…